Der Knecht Kurland hatte nichts, seine Braut hatte auch nichts, und als sie sich nach ihrer Hochzeit einen alten, verlotterten Hof kauften, sagten alle Emmerstedter: „Was soll das wohl werden?"
Eine abgemagerte Kuh und ein steifes Ferkel waren das einzige Vieh, das sie sich anschaffen konnten. Aber merkwürdig, trotz ihrer Armut waren die Eheleute stets zufrieden und meinten zu ihren Nachbarn, sie würden es schon schaffen.
Und siehe, die magere Kuh wurde dick und fett, gab Milch wie noch nie und bekam muntere Zwillingskälber. Das Korn stand nicht besser als bei den anderen Bauern, aber bei Kurlands reichte der Vorrat stets bis in die neue Ernte hinein. Von Jahr zu Jahr vermehrte sich ihr Wohlstand. Ja, eines Tages sah eine Nachbarin bei der Kurlandschen sogar ein Goldstück auf dem Fußboden liegen. Das alles konnte nicht mit rechten Dingen zugehen, meinten die Emmerstedter, aber sie konnten der Familie nichts am Zeuge flicken; denn sie war sehr angesehen beim Marienberger Pastor, weil kein Armer unbeschenkt von ihrer Tür ging.
Als der Nachtwächter bei seinem Rundgange durch die Straßen schlenderte, guckte er ganz gegen seine Gewohnheit auch einmal nach dem Himmel. Da sah er, wie sich ein kleines Wesen mit einer Garbe auf der Schulter auf Kurlands Dache niederließ und mit seiner Last im Schornstein verschwand. Mehrere Nächte hindurch beobachtete er das rannte er zum Bauermeister und meldete ihm, daß Kurlands auf unrechte Art und Weise zu ihrem Reichtum gekommen wären, denn der Teufel hülfe ihnen; er hätte ihn oft genug mit seinem feurigen Schweif in den Schornstein hineinfahren sehen.
Wenn nun auch Kurlands ein Bündnis mit dem Teufel abstritten, so mußten sie doch ihren Hof und ihren Heimatort verlassen. Der Hof wurde verkauft. Käufer fanden sich genug, denn jeder dachte, er würde den Hausgeist, Drachen oder Teufel mitkaufen.
Als aber Kurlands tränenden Auges mit dem letzten Fuder vom Hofe fuhren, kam plötzlich der kleine Kobold aus dem Stalle gelaufen, sprang auf den Wagen und rief den Neugierigen zu: „Ich gehe lieber mit guten Leuten auf einen fremden Hof in die Weite, als daß ich bei schäbigem Pack auf dem altbekannten Hofe in der Heimat bleibe".