Neues Umspannwerk für Helmstedts Stromversorgung
Die Ursprünge der Stromversorgung der Stadt lagen im ehemaligen Kraftwerk Emma auf dem Schachtgelände zwischen Helmstedt, Emmerstedt und Barmke. Von dort führten die ersten Mittelspannungsleitungen zur Stadt. Im Jahre 1940 wurde im Zusammenhang mit der vom Ruhrgebiet bis nach Berlin führenden sog. Reichssammelschiene, einer leistungsfähigen Hochspannungsfreileitung (220 000 V), das Hauptumspannwerk Helmstedt der BKB zwischen Neu Büddenstedt und Helmstedt gebaut. Von diesem Zeitpunkt an orientierte sich die Versorgung der Stadt über Mittelspannungsleitungen in erster Linie auf diesen leistungsfähigen Speisepunkt. Würde die Bedarfszunahme der Stadt an elektrischer Energie ohne besondere Entwicklung verlaufen, hätte durch Hinzufügen weiterer Mittelspannungsverbindungen (15 000 Volt) die Leistung noch lange Jahre auf solch' einfache Weise gedeckt werden können. Die Entwicklung des Energiebedarfs dürfte sich aber, soweit jetzt zu übersehen, wesentlich gravierender gestalten, denn die verstärkte Ansiedlung von Industrie in Helmstedt bedingt eine erhöhte Leistungsbereitstellung; durch die Stillegung des Schwelwerkes Offleben sind etwa 1 000 Werkswohnungen in Helmstedt und Schöningen, die mit Warmluftheizungen betrieben werden, ohne geeignetes Brennmaterial. Diese Wohnungen sollen auf die moderne Nachtstromheizung umgestellt werden. Der Hauptteil dieser Wohnungen in Helmstedt liegt in den Stadtteilen Glockberg, Maschsiedlung und Warneckenberg. Nach reiflichen Uberlegungen und untermauert von Netzmodelluntersuchungen wurde der Entschluß gefaßt, eine neue Einspeisemöglichkeit aus dem Hochspannungsnetz (110 000 Volt). der BKB für die Stadt zu erstellen. Es bietet sich dafür der Anschluß an die Stadt im Westen tangierende Hochspannungsleitung in den Raum Fallersleben an. Dort wird an geeigneter Stelle in der Nähe der Lübbensteine auf einem Gelände von ca. 9 000 qm ein Umspannwerk entstehen, das die Hochspannung in Transformatoren in Mittelspannung umsetzt. Letztere verteilt in leistungsstarken Kabeln die elektrische Leistung an die Belastungsschwerpunkte und Transfor- matoren-Häuschen.
Der Entschluß, für die Stadt ein neues Umspannwerk zu errichten, ist nicht leicht gefallen. Aber eine weitere Verstärkung der Mittelspannungskabel und -Freileitungs-verbindungen wäre nicht für genügend lange Zeit wirksam gewesen. Durch einen günstigen zentralen Standort des Umspannwerkes wird bei der Umorientierung des Netzes gewährleistet, daß mit möglichst wenig Aufbruchs- und Kabelverlegungsarbeiten im Stadtgebiet auszukommen ist. Die Investitionen für das Umspannwerk werden in erster Linie von den BKB getragen. Da ein Umspannwerk eine sehr große Übertragungsmöglichkeit hat, ist es der UZH möglich, der Bevölkerung — besonders in den genannten Stadtteilen — in größerem Maße wie bisher Nachtstrom für Heizungszwecke und Strom für elektrische Warmwasserbereitung zur Verfügung zu stellen. Bisher bestand im Stadtgebiet summarisch die Möglichkeit, 6 Prozent aller Wohnungen elektrisch zu beheizen. Dieser Prozentsatz dürfte sich in den nächsten Jahren auf 15 Prozent erhöhen. Bei der elektrischen Nachtspeicherheizung ist es nicht selbstverständlich, wie man vielleicht vermuten könnte, daß beliebig viele Wohnungen beheizt werden können. Der Strompreis ist, um für diesen Verwendungszweck zu annehmbaren Heizkosten zu kommen, so niedrig angesetzt, daß er nur über ein für andere Zwecke (nämlich den normalen Tagesbedarf) gebautes und instandgehaltenes Netz abgegeben werden darf. Würde man nur für den Nachtstrombedarf große Netzinvestitionen vornehmen, muß entweder sich dieses im Nachtstrompreis niederschlagen oder eine allgemeine Strompreiserhöhung wäre notwendig. Der Leistungsbedarf der einzelnen Nachtstromheizungsanlagen ist aber so hoch, daß er einem Tagesstrombedarf von ca. 10 Häusern entspricht. So können vernünftigerweise und wirtschaftlich grundsätzlich nur ca. 8-10% je nach den vorliegenden Netzverhältnissen aller Abnehmer mit Nachtstrom versorgt werden. Die Hilfestellung der BKB im Hinblick auf ihre Werkswohnungen wird eine Erhöhung dieses Prozentsatzes ermöglichen.
Dr. Foerster
Wohnverhältnisse unserer Belegschaft
Die Neubautätigkeit der Wohnungsbaugesellschaft niedersächsischer Braunkohlenwerke m.b.H. hat im Jahre 1969 weiter nachgelassen. Fertiggestellt wurden 12 Mietgaragen in Schöningen, Völpker Straße (1968: 16 Geschoßwohnungen, 14 Eigenheime und 6 Garagen). In der Baudurchführung befanden sich Ende 1969 drei Eigenheime in Offleben und ein Eigenheim in Esbeck. Geplant sind zunächst 4 Eigenheime in Helmstedt, Kreuzbreite, und später weitere 6 Eigenheime in diesem Baugebiet. Zugenommen haben die finanziellen Betreuungen für Belegschaftsmitglieder, die ihre Eigenheime in eigener Bauherrschaft errichten. Innerhalb des laufenden Bergarbeiterwohnungsbauprogrammes erreichten die Betreuungsbauten einen Anteil von 63 Eigenheimen und 70 Wohnungen. Davon sind insgesamt 45 Eigenheime mit 51 Wohnungen fertiggestellt (17 Eigenheime im Jahre 1969). Der Wohnungsbestand der WBG betrug Ende 1969: 2 295 Mietwohnungen. Von den insgesamt errichteten 1 413 Eigenheimen und Kleinsiedlungen waren bis Ende 1969 1 324 Eigenheime in das Eigentum der Siedler übergegangen. 1969 wurden 14 Eigenheime aufgelassen und den Kaufanwärtern zu Eigentum übertragen. Die WBG hat sich auch im Jahre 1969 von unbebauten Grundstücken getrennt, die sie für eigene Neubauten nicht mehr verwerten konnte. Darunter befinden sich mehrere Grundstücke, die an Belegschaftsmitglieder zur Errichtung von Eigenheimen in Selbsthilfe abgegeben wurden. Für die Beseitigung des aufgestauten Reparaturbedarfs sind 1969 zusätzlich erhebliche Beträge aufgewendet worden, insbesondere für Außenanstriche an den Wohnhäusern. Die vorgesehenen Maßnahmen konnten im wesentlichen abgeschlossen werden.
Mit besonderer Sorgfalt sind die Vorbereitungen für die Umstellung von zunächst 908 Wohnungen auf Nachtstromspeicherheizung getroffen und im wesentlichen abgeschlossen worden. Die Arbeiten für den 1. Bauabschnitt, der 318 Wohnungen in Helmstedt und 148 Wohnungen in Schöningen umfaßt, sollen nach Möglichkeit im Laufe des Jahres 1970 beendet sein. Der werkseigene Wohnungsbestand verminderte sich im Jahre 1969 auf 721 Wohnungen. Denn in A l v er s d o r f sind die Wohngebäude Lindenstraße 12 und Schöninger Straße 25 mit 9 Wohnungen abgebrochen worden. Angekauft wurden 3 Wohnhäuser, und zwar Offleber Straße 61 und 63 und Schöninger Straße 71 mit insgesamt 7 Wohnungen. Im Wohnhaus
Nr. 107 sind 3 Wohnungen zu einer Wohnungseinheit zusammengelegt worden. Zwei Wohnungen der ehemaligen Ziegelei sind der Abteilung Landwirtschaft zur anderweitigen Verwendung überlassen worden. Die Anzahl der in Helmst e d t verfügbaren werkseigenen Wohnungen erhöhte sich durch Ankauf der Wohngebäude Emil-v.-Behring-Straße 7 und Privatstraße 4 von
99 auf 105 Wohnungen. Das Haus Privatstr. 4 wurde zur Durchführung von baulichen Maßnahmen der Uberland-Zentrale Helmstedt A.G. erworben.
Neben der Umsiedlung von Einwohnern der Gemeinde Alversdorf ist aus bergbaulichen Gründen eine weitere Umsiedlungsmaßnahme notwendig, und zwar für 39 Mieter, die im Ortsteil „Am kurzen Holze" der Gemeinde Neu Büddenstedt wohnen. Die Räumung der Wohnungen muß bis zum 1. 7. 1971 abgeschlossen sein. Zwei Wohnungen sind bereits geräumt. Fortgesetzt wurden im Jahre 1969 die Arbeiten zur Verbesserung der sanitären Einrichtungen und zur Modernisierung der Wohnungen. Im Zuge dieser Maßnahmen sind in Helmstedt, Schöninger
Straße 17, in Schöningen, Raabestraße 4, 6 und 8, Lange Trift 1, Ostendorf 14, Alversdorfer Weg 3 und in Offleben, Bahnhofstr. 5 und Kirchstraße 1, 18 Bäder und WC's eingebaut worden. Bereits vorhandene Bäder in den Wohnungen des Umspannwerkes Helmstedt sind im Zusammenhang mit anderen Arbeiten komplettiert worden. Außerdem wurden 11 Wohnungen
auf Ölheizung und 7 Wohnungen auf Nachtstromspeicherheizung umgestellt. Die Arbeit der Wohnungskommission war recht umfangreich. In 11 Sitzungen wurden 176 freigewordene Wohnungen wiederbesetzt und 10 Wohnungstausche genehmigt.